Reisemobile und Stellplätze vor die Wand fahren
Dormagen. Der Ärger ist programmiert und unnötig. Immer häufiger werden Wohnmobilisten, die mit ihren Fahrzeugen unterwegs sind, von Mitarbeitern der Ordnungsämter angesprochen. Sie sollen erklären, dass sie rein geschäftlich und nicht touristisch unterwegs sind. Nach der aktuellen Corona-Verordnung – so heißt es dann – seien touristische Reisen einzuschränken. Ein heikles Thema, und auf jeden Fall ein rechtlich umstrittenes.
Auch deshalb hat sich die Reisemobil-Union jetzt erneut an die Politik gewandt: „Ich appelliere an Ihren gesunden Menschenverstand“, schreibt Winfried Krag, der Präsident des größten nationalen Verbandes von Reisemobilisten an Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Meine Forderung: Das Fahren mit und das Übernachten in Reisemobilen weiter zu ermöglichen! Oder steht als nächster Punkt die Einstellung jeglichen Individualverkehrs auf der Tagesordnung?“
Schon beim ersten Lockdown im April hatte die Reisemobilunion der Kanzlerin erklärt, dass Reisemobile mit eigenem Bett, Wohnzimmer, Bad und Küche autark unterwegs seien. Direkte Sozialkontakte wie in Hotels würden nicht erzeugt. Es gebe keinen Grund, diese „hygienische Reiseform“ zu verbieten.
Die meisten der rund 3.000 in der Union organisierten Reisemobilisten können nicht verstehen, dass im aktuellen „Lockdown light“ selbst kleinste Ausflüge unmöglich sein sollen. Krag schreibt in seinem Brief an Angela Merkel von einer von der Regierung verordneten „Geiselhaft“, die Stellplatzbetreiber in den Ruin treibe. Weiter heisst es: „Stellplätze haben in den zurückliegenden Monaten ein hervorragendes Konzept erarbeitet, um die Regeln einzuhalten… Durch den ´pauschalen` neuen Lockdown wird der Reisemobil-Tourismus, ein bisher funktionierender Wirtschaftsbereich, der `den Laden am Laufen hält`, ohne Schuld gefährdet.
Der Verband fordert die Politiker auf, mehr auf die Eigenverantwortung aufgeklärter Menschen zu setzen. Und die, die den Virus nicht ernst nehmen und „uns mit ihrem fahrlässigen Verhalten gefährden“, konsequent mit aller Schärfe zur Verantwortung zu ziehen. „Das ist allemal besser als die gesamte Wirtschaft und (um im Bild zu bleiben) unsere Reisemobile unkontrolliert vor die Wand zu fahren.“